Für seine schauspielerische Leistung hätte Javier Cook durchaus einen Oscar verdient. Beim Telefonat mit unserer Zeitung hatte sich der Lions-Trainer am Donnerstag nicht anmerken lassen, dass er tags zuvor bereits gefeuert worden war.

Am Mittwoch hatten die beiden Geschäftsführer des Football-Bundesligisten, Mirko Schulz und Oliver Bösche, dem 49 Jahre alten Football-Lehrer diese Entscheidung mitgeteilt; offiziell gaben die Verantwortlichen die Trennung jedoch erst Freitag Nachmittag bekannt.
Diese sei notwendig geworden, da Cook zuletzt immer weniger Zugang zum Team gehabt habe, heißt es in der Mitteilung des Vereins. Ein „perspektivisch intaktes, beiderseitiges Arbeiten“ sei nicht mehr möglich gewesen.

„Wir hatten zuletzt das Gefühl, dass die Kommunikation zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr funktioniert hat“, sagt Sportdirektor Dirk Miehe. Dies sei seit Wochen ein schleichender Prozess gewesen. Und obwohl man Cook mehrfach auf dieses Dilemma hingewiesen habe, habe sich an der Situation nichts geändert.
Geschäftsführer Schulz verspricht sich von Cooks Entlassung einen positiven psychologischen Effekt für die Mannschaft. „Vielleicht hilft das den Jungs, sich von ihrer Selbstblockade zu befreien.“

Sowohl Schulz als auch Miehe betonen ausdrücklich, dass die Trennung nichts mit der deutlichen Heimniederlage gegen Berlin zu tun habe. Cooks Football-Sachverstand stünde außer Frage. „Im sportlichen Bereich gibt es nichts, was wir ihm vorwerfen könnten.“ Der für Braunschweiger Verhältnisse mit bisher 4:4 Punkten eher durchwachsene Saisonstart sei vielmehr Folge des personellen Umbruchs, den die Lions vor Saisonbeginn vollzogen haben. „Zu den Konsequenzen, die sich aus der spielerischen Unterlegenheit ergeben, stehen wir auch“, stellt Schulz klar.

Vorerst werden Cooks bisherige Assistenten Dogan Oezdincer, Bastian Kypke und Knut Kasimir den amtierenden deutschen Meister betreuen. Schon heute im Auswärtsspiel beim Tabellenschlusslicht Dresden stehen sie das erste Mal in der Verantwortung. Sportdirektor Miehe hat keine Zweifel, dass das Trio der Aufgabe gewachsen ist: „Das sind alles reife Persönlichkeiten.“ Javier Cook, ihr ehemaliger Chef, hatte die Mannschaft des Rekordmeisters vor Beginn der vergangenen Saison übernommen und diese, genau wie sein Vorgänger Gary Spielbuehler, zum Gewinn der deutschen Meisterschaft geführt.
Cook selbst war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.