Aller-Oker-Lachs-Gemeinschaft hofft, dass in diesem Jahr erstmals die Edel-Fische zum Laichen zurückkehren

BRAUNSCHWEIG. Als es das Herzogtum Braunschweig noch gab, da waren sie noch Tag und Nacht auf Achse – die Lachse. Als die Industrialisierung Einzug hielt, verschwanden sie nach und nach. Und heute bedarf es vieler Anstrengungen, sie zurückzuholen.

"Wenn wir ganz, ganz großes Glück haben, dann kommen in diesen Tagen die ersten Lachse in die Oker zurück", sagt Hans-Jürgen Sauer. Und das wäre dann wirklich etwas Besonderes, denn 1949 ist der letzte Lachs in der Oker gefangen worden. Danach hat nie wieder einer dieser edlen Fische den Weg ins Braunschweiger Land gesucht.

Schuld daran ist der Mensch in seinem beständigen Bestreben, sich die Welt untertan zu machen. "Das Fischsterben begann schon im 16. Jahrhundert mit dem Bergbau im Rammelsberg, der die Umwelt vergiftete. Zwischen Goslar und Vienenburg schwamm kein Fisch mehr in der Oker", erzählt Sauer.

Hans-Joachim Sauer ist Sprecher der überregionalen Arbeitsgruppe Aller-Oker-Lachs-Gemeinschaft, die ihren Fünf-Jahres-Bericht vorgelegt hat. "Seit Mitte der 90er-Jahre hat das Wasser unserer Flüsse wieder die Güte-Stufe 2 erreicht", erklärt Sauer. Ein Grund zum Jubeln. "Aber jetzt kämpfen wir mit dem Sandtrieb", schränkt der Angler ein. Kein Grund zum Jubeln. Wirklich nicht. "Der treibende Sand zerreibt den Fischlaich wie auf Sandpapier."

Nichts fürchten die Angler daher so sehr wie Starkregen und Unwetter in Frühjahr und Herbst. Dann spült der Regen den Ackerboden in die Flüsse und mit ihm Pestizide und Dünger. Erst am vergangenen Wochenende ist es wieder so gewesen.

Aber viel erreicht worden ist dennoch in den vergangenen fünf Jahren, seit alle Angelvereine in der Region zwischen Harz und Heide gemeinsam an der Wiederansiedlung des Lachses arbeiten. 100 000 Junglachse sind seit 2002 in die Flüsse Oker, Radau, Schunter und Örtze eingesetzt worden. Damit sie den Weg aus der Nordsee zurück ins Braunschweiger Land finden, sind bisher 19 Fisch-Wanderhindernisse umgebaut worden. "Dabei haben wir dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Braunschweig viel zu verdanken. Er war federführend", erklärt Sauer.

Zwischen Vienenburg am Vorharz und Müden/Aller in der Südheide gibt es für die Lachse inzwischen nur noch ein unüberwindliches Hindernis: das Petri-Wehr an der Maschstraße in Braunschweig.

Doch in diesen Tagen führen die Flüsse Hochwasser, die Chancen für den Aufstieg sind ausgezeichnet: Die Lachse könnten die Celler Aller-Wehre überwinden und womöglich auch das geöffnete Petri-Wehr. Dann hätten sie es geschafft, die Lachse – und die Aller-Oker-Lachs-Gemeinschaft.