Kroatischer Folk-Rock-Star bedient den rechten Rand

Routiniert beginnt Marko Perkovic, genannt Thompson, jeden seiner Auftritte mit einem Aufruf ins Publikum: "Za dom!" – "Für die Heimat!". Seine Fans erwidern den Gruß der kroatischen Faschisten aus dem Zweiten Weltkrieg mit "Spremni!" – "Bereit!". Viele heben dabei den rechten Arm zum Nazi-Gruß. So auch am 17. Juni vergangenen Jahres, bei seinem größten Tourneekonzert, im Dinamo-Fußballstadion der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Über 40 000 Fans waren gekommen, unter ihnen Jugendliche mit schwarzen Ustascha-Mützen, der militärischen Kopfbedeckung der kroatischen Faschisten.

Der Sänger inszeniert sich als Sprachrohr des Volkes

Marko Perkovic ist Kroatiens erfolgreichster Folk-Rock Star. In der Vergangenheit machte er durch pro-faschistische und ustaschoide Liedtexte von sich reden. So bezieht sich ein Titel auf zwei von den Ustascha geführte Konzentrationslager, in denen im Zweiten Weltkrieg vor allem Serben, Juden und Roma ermordet wurden, insgesamt etwa 100 000 Menschen. Thompson leugnet mittlerweile, dieses Lied je gesungen zu haben.

In Kroatien ist der Sänger mit seinen ultranationalistischen Texten kein neues Phänomen. Es begleitet den jungen Staat vielmehr seit seiner Gründung. Bereits 1991, mit Beginn des Kroatien-Krieges begann Thompsons Karriere mit dem Lied "Bataillon Cavoglave", in dem er, damals selbst Soldat der kroatischen Armee, zum Kampf gegen die serbischen Tschetniks aufrief. Auch Marko Perkovics Künstlername ist militärischer Herkunft: "Thompson" ist der Markenname der britischen Maschinenpistole, die ihm als Soldat zugeteilt wurde.

Der Sänger inszeniert sich konsequent als Sprachrohr des einfachen kroatischen "Volkes". Seine Texte sind von Heilsverkündigungen und dem Totengedenken an die gefallenen Kameraden geprägt. Die Unabhängigkeit Kroatiens erhebt Perkovics zum "tausendjährigen Traum", die Heimat ist ihm "heilig". Zudem ist er einer der prominentesten Unterstützer des wegen Kriegsverbrechen angeklagten kroatischen Generals Ante Gotovina.

Zu seinen Fans zählen viele Politiker und Generäle

Die immense Popularität des Sängers passt nicht so recht in das Bild eines modernen Kroatien, das sich unter der Regierung des gerade im Amt bestätigten Premierministers Ivo Sanader auf dem besten Weg in die EU befindet. Zahlreiche Generäle und Politiker sind begeisterte Thompson-Fans.

Kritische journalistische Stimmen existieren zwar, jedoch sucht man in Kroatien vergeblich nach Bürgerinitiativen oder politischem Widerstand gegen die Auftritte. Das Zagreber Großkonzert wurde im Staatsfernsehen übertragen.

Marko Perkovics Popularität ist seit der Tudjman-Ära ungetrübt und Ausdruck einer gesellschaftlich tief sitzenden patriarchalischen Tradition, zu deren Prediger sich der Sänger stilisiert. Die Formel "Gott, Familie und Vaterland" appelliert an eine Gesellschaft, die sich in weiten Teilen weigert, sich den Verbrechen während des Ustascha-Regimes zu stellen und faschistoid-nostalgische Tendenzen zu überwinden. Ähnliches gilt für die eigenen Kriegsverbrechen während des Kroatien- und Bosnien-Krieges.