Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat sich am Bahnübergang Steinriedendamm in Braunschweig ein tödlicher Unfall ereignet. Ein 43-jähriger Fußgänger übersah am Samstag offenbar die Lichtsignale und wurde von der Regionalbahn Uelzen-Braunschweig erfasst.

Der 43-Jährige, der am Samstag in Kralenriede von einem Zug erfasst und getötet wurde, war erst am Freitag aus Dortmund kommend mit seiner Familie im Asylbewerberheim an der Boeselagerstraße eingetroffen. In Begleitung seines 23-jährigen Sohnes wollte der Serbe in einem Supermarkt in der Ortsmitte zum Einkaufen gehen.

Ärzte und Sanitäter konnten nicht mehr helfen

Nach Erkenntnissen der Polizei missachtete der Mann kurz vor 17 Uhr die Warnsignale an dem Übergang an der Kreuzung Forststraße/Steinriedendamm und unterschätzte möglicherweise auch die Geschwindigkeit der aus Gifhorn herannahenden Regionalbahn.

Vermutlich in letzter Sekunde erwischte ihn der Triebwagen mit dem rechten Puffer und schleuderte ihn und ungefähr acht Meter durch die Luft. Mit schweren Verletzungen blieb der Mann auf der Fahrbahn des Steinriedendamms liegen. Ärzte und Sanitäter kämpften zunächst im Rettungswagen und dann im Klinikum um das Leben des 43-Jährigen. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.

Einen Schock erlitten der Lokführer und der Sohn des Opfers. Auch sie mussten behandelt werden. Ein Notfallseelsorger der Feuerwehr betreute nach Auskunft von Feuerwehrchef Michael Hanne außerdem weitere Familienangehörige des Opfers in den Räumen des Asylbewerberheims.

Erneut Forderung nach Errichtung von Schranken

Aufgrund von Zeugenaussagen konnte die Polizei ausschließen, dass das Warnlicht des Bahnübergangs nicht funktionierte. Den Zeugen zufolge hatte der Lokführer noch eine Notbremsung eingeleitet. Außerdem habe der Bahn-Angestellte lange vor dem Herannahen an den Übergang mehrmals gehupt.

Erst am 24. Februar dieses Jahres war am selben Bahnübergang ein Zehnjähriger tödlich verunglückt. Der Junge war mit seinem Vater und einem Bekannten auf dem Weg in das Asylbewerberheim in der Boeselagerstraße und lief einige Meter hinter den Erwachsenen. Das Kind blieb mit den Rädern des Puppenbuggy, den es vor sich herschob, in den Gleisen hängen, bückte sich und wurde von der Regionalbahn nach Uelzen erfasst.

Nach dem Unfall waren Forderungen laut geworden, Halbschranken an dem Bahnübergang zu errichten. "Die Lichtsignalanlagen reichen nicht", sagte damals Bezirksbürgermeisterin Gudrun Ohst. Ohst erneuerte am Sonntag ihre Forderung nach Schranken: "Das soll und muss ohne ein langwieriges Planfeststellungsverfahren möglich sein. Der Übergang muss schnell sicherer werden und nicht erst in drei oder vier Jahren."

Polizeisprecher Wolfgang Klages mahnt angesichts des zweiten Toten auf diesem Bahnübergang innerhalb von nur neun Monaten zu mehr Vorsicht. Er weiß: "Die Geschwindigkeit von Zügen wird leider oft unterschätzt."