Walter Brombergers Initiative hat unerwarteten Zuspruch – Montagsdemos und Sternfahrt nach Berlin geplant

BRAUNSCHWEIG. Wer gestern pünktlich um 16 Uhr in der Braunschweiger Brunsviga eintrifft, um an der Kundgebung der Initiative "Rentner machen mobil", teilzunehmen, hat das Nachsehen. Der Saal ist schon um 15 Uhr voll besetzt.

Bereits fünfzig Minuten vor Veranstaltungsbeginn wird es stickig im Saal. Doch das interessiert niemanden. Die Referenten sind noch nicht einmal alle da, dennoch wird bereits eifrig diskutiert. Die Erwartungen sind hoch.

Walter Bromberger, der die Initiative "Rentner machen mobil" erst vor drei Wochen ins Leben gerufen hat, ist erstaunt. Er hat nur mit 500 Teilnehmern gerechnet.

"Es wurde Zeit, dass es so etwas gibt", sagt eine Rentnerin und erhält vielstimmig Zustimmung. "Viel besser wär’s doch, wir gingen raus auf die Straße", ruft ein Rentner. Und auch er erhält Zustimmung. Die Stimmung ist aufgeheizt. Die 700 Menschen, die bis 16 Uhr zum Veranstaltungsbeginn gekommen sind, wollen etwas tun, wollen sich bemerkbar machen. Unaufhörlich drängen die Senioren nach. Viele kennen sich.

Etliche verlassen die Brunsviga enttäuscht: Kein Platz. 1000 Rentner sind es gut und gern, die Walter Bromberger, der Initiator von "Rentner machen mobil", und sein Team tatsächlich mobilisiert haben. 700 aber halten aus. Jemand ruft nach der Stadthalle. "Umziehen!" "Wer soll das bezahlen?", fragt Bromberger trocken zurück. "Wir haben doch alle kein Geld", sagt ein anderer.

Und dann geht es los.

Walter Bromberger macht Stimmung: "Frau Merkel sagt, der Aufschwung ist angekommen. Bei uns nicht. Das ist staatlich verordnete Massenarmut. Wir werden doch nur fürs Kreuzchen auf dem Wahlzettel gebraucht!" Bravo-Rufe und Applaus brandeten auf. Von lautstarker Zustimmung unterbrochen werden auch die sich anschließenden Redner aus Brombergers Team.

Bernd Zenker: "Die Politiker missachten uns. Und wir bringen auch noch deren Pensionen auf";

Ursula Wirth: "Altersarmut ist weiblich. Wir haben schon im Beruf 20 Prozent weniger Lohn bekommen";

Willi Hirthe: "Meine Stimme mache ich bei der nächsten Bundestagswahl ungültig. Jede Stimme bringt einer Partei 4,25 Euro. Die behalte ich, damit kann ich machen, was ich will";

Siegfried Barthel: "Die Rentenmisere war doch vorhersehbar. Seit 20 Jahren schon. Wollen wir weiter zusehen, wie unfähige Politiker am Rentensystem herumdrehen?" Eine Stunde ist vergangen. Das Publikum ist aufgeregt und aufgebracht. "Was machen wir denn nun? Wir müssen uns doch nicht erzählen, was wir schon längst wissen!", ruft einer in den Saal.

Das ist das Stichwort für Walter Bromberger. "Wenn Sie einverstanden sind, dann machen wir nach Leipziger Vorbild Montagsdemos. Es kann nächsten Montag losgehen. Im Dom wird um 17 Uhr eine Andacht gehalten. Wer kommt?"

Bruchteile von Sekunden nur und 700 Arme werden in die Luft gereckt. "Und wir werden eine Sternfahrt nach Berlin organisieren. Wer kommt mit?" Wieder recken sich 700 Arme in die Höhe.

Walter Bromberger und sein Team sind überwältigt.