Wo wurde das erste einsitzige Segelflugzeug nach dem Krieg in Deutschland gebaut? Die Antwort dürften die wenigsten kennen: In Salzgitter. Genau genommen in Salzgitter-Ohlendorf.

Denn dort stand die Tischlerei von Heinrich Hirte. Dessen Sohn Ernst war einer jener Flugpioniere, die den Cumulus, so hieß das Fluggerät, bauten. Maßgeblichen Anteil hatte außerdem der Peiner Ingenieur Gerhard Reinhard und Karl-Heinz Kneschke aus Salzgitter. Neben der Liebe zur Fliegerei verband die drei Männer Erfindergeist, das Improvisationstalent der Nachkriegszeit und das nötige Quentchen kriminelle Energie. Denn eigentlich war es nach dem Krieg bei Strafe verboten, ein Flugzeug zu bauen. Also versteckten die Tüftler ihre Konstruktion in einer Scheune mit Schweinen und Schafen hinter Bergen von Heu. Und für den Fall, dass doch mal eine amerikanische Patrouille vorbeischaute, weil man ihr einen Tipp gegeben hatte, hatte Ernst Hirte vorgebeugt. "Ich hatte ein Riesenmodell gebaut, ein Flugzeug mit 3,50 Meter Spannweite", so Hirte. Das zeigten die Tüftler den Soldaten, und die ließen sich beruhigen. Ab 1951 durfte dann wieder geflogen werden. Und die Mitglieder reisten zur Wasserkuppe, um ihre Konstruktion dort offiziell zu erproben und von der Prüfstelle für Luftfahrtgeräte (PfL) zugelassen zu werden. Danach bekam der Prototyp das Kennzeichen D-6000. Die "6" stand bei Zulassungen bis Mitte der sechziger Jahre für Niedersachsen, die drei Nullen bekam das erste Flugzeug. Und das kam aus Salzgitter.