Der Fußball-Chefcoach und sein Basketball-Kollege mal ganz entspannt – so konnten unsere Redakteure Ute Berndt und Christian Schiebold die Trainer Torsten Lieberknecht von Eintracht Braunschweig und Sebastian Machowski von den Phantoms beim gemeinsamen Gespräch erleben. Um die Heimspiele der Zweitliga-Fußballer und Erstliga-Basketballer am Sonntag ging es dabei nicht. Vielmehr plauderten sie über Druck, Zukunftsangst und Privates.

Herr Machowski, Herr Lieberknecht, Sie waren vor diesem Treffen schon zweimal zusammen essen, haben Sie erzählt. Worüber tauschen Sie sich da aus?

Machowski: Über das Trainerdasein, über den Sport in Braunschweig allgemein, die Unterschiede, aber vor allem die Gemeinsamkeiten, die man als Trainer im Basketball und im Fußball auch hat.

Welche sind das?

Machowski: Es ist einfach spannend zu sehen, wie der andere arbeitet. Wir haben uns bei einem gemeinsamen Fototermin kennengelernt, bei einer Spendenaktion. Danach habe ich mir das Training bei Eintracht mal angeguckt, das war auch sehr interessant. Bei den Spielen war ich natürlich auch schon. Eintracht ist ja schließlich Stadtgespräch.

Ist man als Trainer ohnehin seelenverwandt? Oder sind Sie total unterschiedliche Typen?

Lieberknecht: Erstmal haben wir als Gemeinsamkeit festgestellt, dass wir beide gern zum selben Italiener essen gehen. Außerdem sind wir in der Stadt die ranghöchsten Trainer, machen mit unseren Mannschaften Schlagzeilen und sorgen für Emotionen, ich im Fußball und Sebastian in seinem Sport. Da fand ich es einfach wichtig, dass man sich mal kennenlernt und austauscht. Und wenn man sich dann trifft, ist es klar, dass man beginnt, quer zu denken, Sportart übergreifend. So hat es angefangen, und es macht Spaß. Wir werden uns öfter zusammensetzen und uns gegenseitig unterstützen.

Viel Glück gebracht haben Sie den Phantoms diese Saison aber noch nicht, als Sie mit ihrem Team in der VW-Halle waren wie gegen Berlin und Quakenbrück ...

Lieberknecht: (lacht) ... Oh, ich habe auch schon einige Siege gesehen, und einige Spieler sind noch öfter da. Ich muss sagen, ich habe Spaß gefunden am Basketball, obwohl ich Voll-Laie bin. Mein Schlüsselerlebnis war allerdings ein Spiel, das eher negativ lief für die Phantoms. Aber der Gegner, das war Berlin, hat so gespielt – das habe ich Sebastian auch hinterher gesagt – dass es mir das erste Mal Basketball so richtig nähergebracht hat.

Und jetzt fragen Sie sogar im Trainingslager immer nach, wie die Phantoms gespielt haben.

Lieberknecht: Das ist erstmal das Interesse am Braunschwieger Sport. Es sind ja auch Jungs, die für die Stadt Braunschweig spielen, da ist erstmal das Grundinteresse. Und dann ist es einfach ein schöner Sport.
Ich habe mir auch schon überlegt, ob es Parallelen gibt. Ob wir auch, wie im Basketball, Angriffszüge standardisieren könnten. Dazu habe ich ein Interview mit unserem Trainerausbilder Frank Wormuth gelesen, der meint, eher nein. Aber ich glaube schon, dass es möglich ist, wenn du immer wiederkehrende Abfolgen hast.

Haben Sie auch schon mal über gemeinsames Training nachgedacht?

Machowski: Ja, darüber haben wir schon gesprochen. Da haben wir allerdings noch keinen konkreten Termin und noch keine konkrete Einheit festgelegt. Wir haben natürlich schon mal Fußball gespielt im Training. Das sah lustig aus bei Nick Schneiders mit seinen 2,21 Meter.
Das Spannende war für mich zu sehen, dass die jeweiligen Spieler genauso Fußball spielen wie sie Basketball spielen: Einige haben überhaupt keinen Bock, sich zu bewegen, einige haben richtig Spaß daran und versuchen was. Einer fummelt zu viel, ein anderer spielt nur ab, der Dritte schießt aus allen Lagen drauf.

Herr Machowski, drei von vier Jungs in Deutschland gehen zum Fußball. Warum sind Sie beim Basketball gelandet?

Machowski: Ich habe erstmal fünf Jahre lang Fußball gespielt, von sieben bis zwölf, und war in der F-Jugend auch Torschützenkönig in der Halle. Dann bin ich umgeschult worden zum Torwart, aber das war mir nach vier Jahren zu langweilig. Ich habe in der Schul-AG angefangen mit Basketball und beides parallel gespielt. Irgendwann musste ich eine Entscheidung treffen und die für Basketball war dann wohl die für mich richtige.

Herr Lieberknecht, hatten Sie denn schon mal einen Basketball in der Hand?

Lieberknecht: Nur mal in der Schule, und wenn wir zum Warmmachen mal Basketball spielen. Da haben ja ein paar basketballinteressierte Jungs drin, wie Petko (Marjan Petkovic), die sogar ganz gut spielen können. Ich verfehle grundsätzlich den Korb. Obwohl ich es mir immer zutraue – ich bin so ein Dreierschütze, habe ich das Gefühl.

Würden Sie gerne mal mit Ihrem Kollegen tauschen wollen?

Lieberknecht: Also ich nicht. Da ist es viel interessanter, Sebastians Trainerverhalten zu beobachten. Wie er auf seine Mannschaft einwirkt oder sich auch mal bewusst zurück hält, und ich merke, er würde am liebsten losbrausen, was ich öfter mal mache. Aber Basketball ist sehr kompliziert, wenn du den Sport nicht genau kennst mit diesen Defensiv-Offensivstrategien. Das macht das Ganze interessant. Aber tauschen? Ich glaube, das wäre fatal für die Phantoms! (lacht)

Machowski: Ich finde es schön, Eintracht-Spiele mitzuerleben – aber ich will da unten nicht sitzen, erst recht nicht bei jedem Wetter. Da freue ich mich, dass ich Hallensportler geworden bin und nicht bei Regen und Schnee draußen rumrennen muss. Zumal ich als Trainer dann wahrscheinlich erstmal eine Auszeit nehmen würde, weil ich einige Verhaltensmuster der Spieler nicht verstehe. Der Klassiker für mich ist, wenn zwei Spieler auf den Torwart zustürmen und einer haut einfach drauf, weil er unbedingt das Tor machen will, statt rüberzuspielen. Beim Basketball würde ich den sofort auswechseln – das geht ja beim Fußball leider nicht.

Herr Lieberknecht, sind Sie manchmal neidisch auf Ihren Kollegen, weil er zwischendurch mal eine Auszeit nehmen kann?

Lieberknecht: Nee, das würde dem Fußball, so wie wir ihn kennen, nicht gut tun. In der Beziehung bin ich ziemlich altbacken. Ich fokussiere mich deshalb mehr auf die Halbzeitpause, das ist der Punkt, an dem ich einschreiten kann. Aber natürlich versuchen wir auch zwischendurch schon, Einfluss auf die Spieler zu nehmen, indem wir von der Seitenlinie bestimmte Code-Wörter reinrufen.

Machowski: Ich bin, wenn überhaupt, neidisch auf die Winterpause der Fußballer. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir über Weihnachten auch mal eine Woche frei hätten.

Herr Machowski, sind Sie froh, dass Sie beim Basketball nur zwölf Spieler in den Griff kriegen müssen – und nicht wie beim Fußball zwischen 20 und 30 Mann in Ihrem Kader haben?

Machowski: Die Probleme sind die gleichen. Man muss schauen, auch wenn es am Ende ein paar mehr sind, dass man sich mit jedem beschäftigt, jeden bei Laune hält. Wobei: Glücklich machen kann man bei der Spielzeit eh nicht jeden. Ich habe immerhin noch die Chance, jemanden für ein paar Minuten reinzuschmeißen. Bei Torsten hat sich die Möglichkeit nach drei Wechseln erschöpft.
Es ist eine schwierige Aufgabe, mit so vielen verschiedenen Charakteren umzugehen. Gerade der sportpsychologische Aspekt, den unser Job mit sich bringt, ist sehr spannend. Ich würde auch nicht von mir behaupten, dass ich immer die richtigen Entscheidungen treffe.
Gelernt habe ich allerdings, im Umgang mit den Spielern immer authentisch zu bleiben. Sie müssen wissen, woran sie sind. Dann müssen sie selber sehen, ob sie damit umgehen und ihre Rolle akzeptieren können.

Lieberknecht: Da kann ich Sebastian nur zustimmen. Authentizität ist für uns Trainer mit das Wichtigste. Der Spieler merkt nämlich, wenn man ihm etwas vorspielt, wenn man sich verstellt.

Hier geht's zum zweiten Teil des Doppel-Interviews.

Sebastian Machowski im Steckbrief:

Alter: 39 Jahre
Geburtsort: Berlin
Familie: Freundin Nathalie, sowie zwei Söhne aus erster Ehe, die in Berlin leben
Stationen als Trainer: Bei den Phantoms seit Sommer 2009. Zuvor seit 2007 in Kolberg/Polen
Stationen als Spieler: 1991 bis 1996 TuS Lichterfelde und Alba Berlin, dann zwei Jahre in Bonn, kurzfristige Auslandsverträge in Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland, ab 2001 Leverkusen, Weißenfels, Köln, 2005 bis 2007 Zgorzelec und Kolobrzeg/Polen
Position: Flügel, Dreierspezialist
Größte Erfolge als Spieler: Korac-Cup-Sieg 1995 mit Berlin, Eurocup-Sieg 2004 mit dem Mitteldeutschen BC, 32 A-Länderspiele für Deutschland zwischen 1992 und 1999.
Größte Erfolge als Trainer: Pokalsieg in Polen. Halbfinale 2010, Pokalfinale und Viertelfinale 2011 mit Braunschweig
Vertrag in Braunschweig: bis Saisonende
Hobbys: Lesen, Reisen, Golfspielen, Kino, Konzerte, Billard. Machowski: „Leider alles nur sporadisch“

Torsten Lieberknecht im Steckbrief:

Alter: 38 Jahre
Geburtsort: Bad Dürkheim
Familienstand: verheiratet, drei Kinder
Stationen als Trainer: seit Mai 2008 Cheftrainer bei Eintracht Braunschweig, zuvor A-Jugend-Coach
Stationen als Spieler: 165 Erst- und Zweitligaspiele für Braunschweig, Kaiserslautern, Mannheim und Mainz. Wechselte 2003 nach Braunschweig, wo er seine Karriere 2007 beendete
Position: Mittelfeld
Größte Erfolge als Spieler: neun U21-Länderspiele für Deutschland, 1994 Vize-Meister mit Kaiserslautern, 2005 Zweitliga-Aufstieg mit Braunschweig
Größte Erfolge als Trainer: Drittliga-Qualifikation 2008, Zweitliga-Aufstieg 2011
Vertrag in Braunschweig: bis 30. Juni 2012
Hobbys: CDs sammeln, Hund Bucks, Städtereisen, Konzertbesuche