Viel hat nicht gefehlt zum zweiten Sieg im zweiten Spiel der Saison für Braunschweigs Basketballer. Erst in den letzten Sekunden mussten sie sich am Samstagabend dem neuen Ligakrösus Bayern München in dessen Halle 87:90 (40:41) geschlagen geben.

Und wäre nicht Center Kyle Visser erst wegen einer Verletzung und dann nach seinem Comeback früh mit dem fünften Foul (35.) ausgeschieden, hätten die Kräfteverhältnisse in den entscheidenden Minuten vielleicht anders ausgesehen.

Andererseits müssen sich die Phantoms die Niederlage selbst zuschreiben. „Wir haben heute eine große Chance vertan, nach dem Heimsieg gegen Hagen auch auswärts mit einem Erfolg in die Saison zu starten“, sagte Trainer Sebastian Machowski enttäuscht.

Das Spiel war extrem spannend und heiß umkämpft

Sein Team hätte nach dem sehr guten Start gegen die besser werdende Verteidigung der Bayern ein bisschen den Faden verloren. „Und am Ende haben uns die Fouls weh getan, da waren wir gegen die stark aufspielenden Guards nicht mehr kompakt genug“, sagte Machowski.

Knapp zwei Minuten vor Schluss dieses extrem spannenden und immer heiß umkämpften Spiels lagen die Phantoms noch in Führung (78:77). Aber während sie ihre Dreier danach verwarfen, trafen die Münchener zum 83:80 knappe 35 Sekunden vor Schluss. Nun mussten taktische Fouls her, aber die Bayern zeigten von der Freiwurflinie nun kein Nervenflattern mehr.

Zu Beginn machten die Braunschweiger so weiter, wie sie beim Triumph gegen Hagen aufgehört hatten: im Spielrausch. Nach dem ersten Viertel führten sie 25:17, nach einer Viertelstunde 34:25. Bayern-Trainer Dirk Bauermann hatte in den Münchener Zeitungen eine Verteidigung über 40 Minuten versprochen, wie es sie in Deutschland nur selten gebe. Doch davon war zunächst nichts zu sehen.

Braunschweigs Kapitän Nils Mittmann glänzte

Spielerisch leicht nahmen die Phantoms die Bayern-Defensive auseinander und kamen zu Punkten aus allen Lagen. Kapitän Nils Mittmann glänzte dabei besonders mit energiegeladenen Angriffsaktionen und zehn Punkten in sechs Minuten. Das Team bewegte den Ball schnell, agierte wie aus einem Guss und so kreativ, dass freie Würfe in Serie erspielt wurden. Bauermann tobte am Spielfeldrand unaufhörlich und kassierte dafür ein technisches Foul.

Defensiv begannen die Braunschweiger ebenfalls gut vorbereitet und schirmten gemäß ihrer Spielstrategie Bayerns Scharfschützen JeKel Foster und Philipp Schwethelm außen sowie Aleksandar Nadjfeji unter dem Korb gut ab.

Doch allmählich hatten sich die Bayern in der Verteidigung sortiert, zogen die Härte noch ein bisschen an und kämpften sich heran. In dieser Phase fiel Visser aus (35:39, 18.), der nach einem Foul von Steffen Hamann unglücklich umknickte. Ein kleiner Schock für das Team, das die Gastgeber vorbei und bis zur Pause überholen und im dritten Viertel auf acht Punkte (65:57, 30.) davonziehen ließ. Dass in der Halle aber beim Stand von 67:63 acht Minuten vor Schluss schon das Lied „Wir feiern die ganze Nacht“ gespielt wurde, war dann doch verfrüht.

Machowski: Wir hätten einen Sieg verdient gehabt

Visser biss die Zähne zusammen und führte sein Team zusammen mit Rich Melzer und Nick Wiliams wieder auf Siegkurs (67:71, 34.). In der Folge entwickelte sich ein packender Schlagabtausch, bei dem die Braunschweiger aber in der Verteidigung immer größere Lücken offenbarten.

Auch der starke Melzer hatte schon vier Fouls auf dem Konto und musste sich zurückhalten. Vor allem Bayerns Jonathan Wallace (25 Punkte) nutze das, getragen von den euphorischen 5823 Zuschauern, immer wieder mit energischem Zug zum Korb aus. „Die tolle Stimmung hat den Bayern sehr geholfen“, konstatierte Machowski.

So standen die Braunschweiger am Ende doch mit leeren Händen da und hatten nichts davon, dass sie erneut großes Potenzial gezeigt, ihre Ambitionen oben mitzuspielen untermauert und sich gegenüber der Heimpartie gegen Hagen nochmal ein ganzes Stück verbessert hatten.

„Wir hätten es auch verdient gehabt, heute mit einem Sieg nach Hause zu fahren“, meinte der Trainer. Nun muss er hoffen, dass Visser nichts Schlimmeres hat und auch die angeschlagenen Mittmann und Williams bis zum Heimspiel am Mittwoch gegen Berlin (19.30 Uhr, VW-Halle) wieder einsatzfähig sind. Dann könnte auch Branko Jorovic sein Comeback feiern.

Phantoms: Melzer 18 Punkte (8 Rebounds), Dennis 18 (4 Vorlagen), Williams 14, Mittmann 13 (8 Rebounds), Greer 10, Visser 9, Kulawick 3, McElroy 2, Schneiders, Theis.