Braunschweig. Schon zwei Mal eskalierte die Lage in den Party-Nächten nach der Lockerung der Corona-Regeln. So soll es an diesem Wochenende verhindert werden.

Clubs, Bars und Diskotheken sind wieder offen, die Gesellschaft will Corona hinter sich lassen. Fast schubartig zieht es viele Menschen zum Feiern – und an zwei zurückliegenden Wochenenden, 5. März und 19. März, kam es in der Wallstraße in der Braunschweiger Innenstadt zu tumultartigen Szenen und zahlreichen Übergriffen.

Am vergangenen Wochenende geriet die Braunschweiger Polizei, wie sie jetzt im Gespräch mit der Redaktion bestätigte, angesichts der Gesamtlage und Gemengelage in der Wallstraße sogar kurzfristig an den Rand ihrer Möglichkeiten. Alles, was in dieser Nacht an Streifenwagen und Kräften verfügbar war, musste ins Rennen in der Wallstraße geworfen werden. Polizeichef Thomas Bodendiek: „Es kam für die Kolleginnen und Kollegen auch darauf an, die Oberhand zu behalten, schon auch eine Herausforderung.“

Was Bodendiek so beschreibt, wird in der Ursachenforschung von vielen mittlerweile unterschiedlich bewertet.

Die Fakten in der Wallstraße – und die Ursachenforschung

Was war da los? Klar ist lediglich die Faktenlage: Eine unübersehbare Menschenmenge war in der von Clubs und Etablissements gesäumten Wallstraße am Rand des Braunschweiger Rotlichtviertels zusammengeströmt, es flammten Reibereien auf, im Zusammenhang mit einem Drogenverkauf kam es zu einem Raub, später offenbar in anderem Zusammenhang noch zu einer Massenschlägerei, ein Club musste geschlossen werden, knapp behielten die Beamten die Oberhand, aber sie hielten.

Hinterher kam wenig raus. Polizeisprecher Dirk Oppermann: „Die Kooperationsbereitschaft der am Streit Beteiligten in dieser Nacht war sehr gering. Und Bodendiek konstatiert: „Beifall erhalten wir selten.“

Bereitschaft, über die Eskalation in der Wallstraße zu sprechen, ist nicht groß

Wir befragten jetzt auch Beteiligte in der Wallstraße und trafen ebenfalls unterschiedliche Kooperationsbereitschaft an. Bei der Suche nach Gründen für die Eruption ist zunächst die Bereitschaft ausgeprägt, auf Unterlassung der Berichterstattung zu drängen beziehungsweise jeweils andere oder die Gesamtsituation verantwortlich zu machen. Angesichts sich widersprechender Auffassungen fällt manche Prüfung schwer.

Ein Verantwortlicher des „Privileg“, seit 16 Jahren in der Wallstraße ansässig, verweist auf notwendige Erfahrung und Expertise, insbesondere beim Einlass, der ein entscheidendes und wirksames Ventil der Kontrolle sei. Der Vorbetreiber des 2021 eröffneten benachbarten „Thirty Eight Club“ gibt freimütig Auskunft, bestätigt diese These. Sein Nachfolger (seit Anfang März) gibt keine Auskunft und möchte nicht zitiert werden.

Aufeinandertreffen von sehr unterschiedlichen Milieus in der Partyszene

Tatsächlich sammeln sich in der engen Wallstraße sehr unterschiedliche Szenen und Ethnien, gemischt mit Rotlicht-Milieu, großem Zustrom am Wochenende von Publikum aus der Region, beispielsweise Salzgitter, zudem noch angereichert durch eine in solchen Nächten quasi offene Drogenszene im weiteren Bereich. Eine Mixtur, die im Überschwang der „Nach-Corona-Zeit“ jetzt offenbar bereits zwei Mal überschwappte.

Nach Erkenntnissen der Redaktion ist man in der Wallstraße bemüht, Vorkehrungen zu treffen, dass sich die Ereignisse nicht wiederholen. Vor allem wendet man sich dort gegen Verallgemeinerungen, denn in den Clubs und Bars bleibe es meistens friedlich, die Probleme entstünden draußen.

Wir hören jedoch auch, der „Stress“ entstehe drinnen, wenn man beim Einlass nicht aufpasse – und setze sich dann draußen fort. Und da genügen offenbar schon kleinere Anlässe, die sich jetzt bereits zwei Mal bis zur Eskalation ausweiteten.

Die Konsequenzen schon an diesem Wochenende

Auch die Polizei blickt vor diesem Wochenende fokussiert auf einen möglichen erneuten Brennpunkt Wallstraße. Polizeichef Bodendiek erklärt unmissverständlich: „Wir werden da sein!“

Präventiv wolle man eine Lage, wie sie sich entwickelt hatte, gar nicht erst wieder entstehen lassen. Ein Spaßverderber wolle man dabei gewiss ebenfalls nicht sein. „Wir machen auch nur unseren Beruf. Wir freuen uns doch auch, dass Braunschweig wieder auflebt.“ Man habe indes aus den vergangenen Wochenenden auch die entsprechenden notwendigen Schlüsse gezogen.

Will heißen: Sichtbare Präsenz und Ansprechbarkeit. Wichtig im Übrigen vor allem für diejenigen, so Bodendiek, die Spaß haben und friedlich feiern wollten. Bloß, an die Regeln müsse man sich eben halten, schon klar.

Ist ein einzelner Club der Brennpunkt in der Wallstraße?

Wir fragen: Steht ein einziger Club dabei im Fokus – oder die Gesamtlage? Polizeisprecher Oppermann: „Letzteres. Ursache für das, was wir gesehen haben, ist aus unserer Sicht die Gesamtlage vor Ort rund um das Rotlichtviertel mit einer Vielzahl von Bars, Clubs und Diskotheken.“

Wir fragen: Kein spezifisches Problem einer Einrichtung? „Nein, es ist aus unserer Sicht die Summe der Gäste aus verschiedenen Lokalitäten. Da ist viel Austausch, da wird viel gependelt“, so Oppermann. Deeskalation sei jetzt das Stichwort – und dabei könnten alle Beteiligten helfen. Die Zusammenarbeit mit den Clubbetreibern sei in Ordnung. „Sie zeigen sich bislang unserer Beratung gegenüber offen und sind größtenteils unseren Vorschlägen gefolgt.“

In der Wallstraße hat es zuletzt immer wieder Eskalationen in Partynächten gegeben: